Zwischen Spezialisierung und Vielseitigkeit. Wer macht das Rennen?
Es ist eine Grundsatzentscheidung fürs Unternehmen und für die Verbraucher oft eine Glaubensfrage: Ist das spezialisierte Transportunternehmen die bessere Wahl oder der Allrounder, der jeden Transportauftrag bewerkstelligen kann? Eine ein-eindeutige Antwort kann es auf diese Frage nicht geben. Stattdessen gibt es regelmäßig Diskussionen darüber, wer am heiß umkämpften Transportmarkt die besseren Chancen hat. Argumente beider Seiten sind hier ebenso Thema wie einige spezielle Zweige der Transportbranche.
Hermann Simon rät: Hidden Champions sollten sich fokussieren
Unter eben dieser Überschrift kam der Wirtschaftsprofessor und Unternehmensberater Hermann Simon im Handelsblatt zu Wort. Für den Strategie-Profi ist eins klar: Nur wer sich auf das konzentriert, worin er Spitzenleistungen erbringen kann, der kann Erfolge verzeichnen. Viele Hidden Champions folgen bereits seinem Rat. Sie fokussieren sich. Dabei kann der Fokus auf ganz unterschiedliche Unternehmensdetails gerichtet sein. Viele legen ihren Fokus auf Produkt, Kompetenzen und Leistungsportfolio. Andere arbeiten ihren USP an anderer Stelle heraus: beim Preis, in der Wertschöpfungskette oder im Zugang zu Ressourcen.
Trotz Fokussierung ist es erlaubt, gewünscht und gängige Praxis, sich am Marktgeschehen auszurichten. Wenn ein Hidden Champion natürliche Marktgrenzen erfährt, ist es nur wirtschaftlich und sinnvoll, Schwerpunkte zu verlagern oder neue Absatzmärkte zu erschließen. Die Fokussierung und Spezialisierung ist Chance und Risiko gleichermaßen. Die Absatzchancen im Nischenmarkt sind sehr begrenzt. Allerdings können Nischenanbieter, die Spezialisten, sich schnell ein Abhängigkeitsverhältnis aufbauen und sich so eine langfristige Abnahmequelle im „abhängigen“ Kunden sichern. Übrigens: Laut Hermann Simon kommt es nur etwa alle zehn bis 15 Jahre zum Aufbruch in eine neue Nische. Dafür sorgen Marktchancen, aber auch technische Gegebenheiten, die einen Aufbruch bedingen.
Themenfelder der Transportbranche
Was die Transportbranche dieses Jahr bewegt, war bereits Thema in diesem Fachbeitrag: Die Maut, Ruhezeiten, innovative Lastkraftwagen, das Entgelttransparenzgesetz, die Planungsbeschleunigung, der Lieferverkehr in Innenstädten, das Internet in der Transportbranche,
die künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen, Blockchain, IT-Sicherheit und viele weitere Trends wurden dabei angesprochen und beleuchtet. Sie alle haben die Kraft und Stärke, um einen Aufbruch zu signalisieren. So könnte sich durch eben diese Bewegungen in der Branche ein Spezialist einen neuen Themenbereich suchen, sich aufmachen in eine neue Nische. Welche Themenbereiche heute bereits klassische Transportthemen sind, zeigen die folgenden zwei Beispiele.
Umzugsunternehmen
Aussterben werden Unternehmen mit diesem Spezialgebiet nie. Allerdings haben sich die Ansprüche der Endverbraucher an Umzugsunternehmen deutlich geändert. Heute geht es nicht nur darum, Kisten aus dem Haus, in den Lastwagen zu tragen und am Zielort wieder auszuladen. Zunehmend macht sich eine Erweiterung der praktischen Leistungen breit: Umzugsunternehmen verpacken das Hab und Gut professionell bereits im Vorfeld. Damit weitet sich der Aufgabenbereich deutlich aus. Geht es um einen größeren Umzug, der vielleicht sogar ins Ausland geht und damit die Verschiffung eines Umzugscontainers bedingt, ist neben Muskelkraft auch Know-how gefragt. Dabei geht es in erster Linie um Wissen, was wie verpackt werden muss, um im Umzugscontainer ordnungsgemäß transportiert werden zu können. Darüber hinaus können auch Themen wie Zollbestimmungen das Unternehmen „Umzug“ zur Profi-Angelegenheit werden lassen. Die Werbung erfolgt in diesem Bereich vor allem regional. Umzugsunternehmen setzen in diverse Dienstleistungsportale ihre Kontaktdaten sowie ihr Leistungsportfolio. So sind sie schnell und einfach aufzufinden.
Kurierdienste
Kurierdienste haben in Zeiten von Online-Shopping und Co. einen großen Marktanteil und einen wichtigen Stellenwert. Die Kunden ordern die von ihnen gewünschten Produkte online und möchten sie – möglichst schnell – direkt zuhause in Empfang nehmen. Während der Paketmarkt sehr vielseitig geworden ist und sich vor allem in enger Zusammenarbeit mit Verlagen auch immer mehr private Postdienstleister auftun, passiert in diesem Teil der Branche das mit Unternehmen wie der Deutschen Post, was eingangs erläutert wurde: Die Marktchancen schwinden. Es ist Zeit für den Aufbruch. In der Praxis zeigt sich das vor allem in Serviceleistungen, die beispielsweise die Deutsche Post mit anbietet. Ebenfalls dem Aufschwung im Online-Bereich geschuldet, ist diese zusätzliche Dienstleistung der Post: das Post-Ident-Verfahren. Dabei unterstützen die Mitarbeiter bei der Legitimation von Online-Kunden – vor allem wenn es um Vertragsabschlüsse oder Online-Kredite geht.
Neue Herausforderungen: der Lebensmittelmarkt
Die aktuell anstehende Herausforderung, die der Transportbranche bevorsteht, ist ebenfalls ein Thema, das seitens der Kunden eingefordert wird: Das Online-Shopping erstreckt sich mittlerweile auch auf den Lebensmittelmarkt. Online-Supermärkte schießen aus dem Boden, offerieren Produkte und haben manchmal noch Probleme, diese in perfekter Form zum Endkunden zu bringen. Das Problem: Viele Lebensmittel müssen in besonderer Form transportiert werden. Produkte aus der Kühl- und Eistruhe brauchen eine Transportform, bei der die Waren bestimmte Gradzahlen nicht überschreiten dürfen. Was für den Spezialisten, den Eismann, ganz normal ist, ist – heruntergebrochen für Endkunden – ein enormer Aufwand, vor allem finanzieller, aber auch logistischer Natur. An dieser Stelle wird sich zeigen, ob die Spezialisten oder die Generalisten sich durchsetzen oder ob beide gemeinsame Sache machen, um den Kundenwunsch zu befriedigen.
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