Zunehmender Mangel an Lkw-Parkplätzen
Die Knappheit an Lkw-Parkplätzen nimmt aufgrund des Güterverkehrswachstums kontinuierlich zu. Wie IHK Duisburg und Universität Duisburg in ihrer vorgelegten Studie „Ruhende Verkehre richtig steuern“ bestätigen, wird die Stellplatzsuche für Lkw-Fahrer zur Lotterie. Allein in Nordrhein-Westfalen (NRW) wird damit gerechnet, dass im Jahr 2025 rund 4.000 Lkw-Parkplätze fehlen. Da die Trucker lange nach einem freien Abstellplatz suchen müssen, ist nicht nur die Einhaltung der gesetzlichen Ruhezeiten gefährdet. Auch die Umwelt leidet durch unnötigen Kraftstoffverbrauch, Lärm und Emissionen.
Suche nach Stellplätzen schwierig
Die mit den restlos belegten Lkw-Parkplätzen einhergehenden Probleme nehmen zu. Über 15 Kilometer legen mehr als 50 Prozent sämtlicher Lkw-Fahrer zurück, um einen freien Abstellplatz zu ergattern. Bei jedem vierten Trucker liegen zwischen Lieferort und Parkplatz sogar über 30 Kilometer. 6.345 Lkw-Parkplätze hat derzeit das Fernstraßennetz von NRW zu bieten. In den kommenden fünf Jahren sollen 3.200 Stellplätze ergänzt werden, laut Landesbetrieb Straßen NRW werden es 2025 trotz dieser Tatsache rund 4.000 zu wenig sein.
Autobahnparkplätze und Gewerbegebiete sind zunehmend verstopft und die Branche kämpft mit den Unkosten, die durch die Parkplatzsuche entstehen. Sie verursacht zusätzliche Kraftstoffausgaben, Stress für die Fahrer und die Gefährdung der Ruhezeiten. Schließlich sind den Studienergebnissen zufolge über 50 Prozent der Trucker durchschnittlich 30 bis 60 Minuten unterwegs, um nach 17 Uhr einen Abstellplatz zu finden. Mehr als 60 Minuten benötigt ein weiteres Drittel, um ihr Fahrzeug ordnungsgemäß zu parken. Auch Lärmbelästigung und Emissionen steigen.
Probleme auf allen Seiten
Eine Ursache für die lange Suche nach Abstellmöglichkeiten seien schlecht informierte Fahrer. Beispielsweise wisse laut Studie mehr als jeder zweite Fahrer über die Parkmöglichkeiten in den Innenstädten nicht ausreichend Bescheid. Parkplatz-Applikationen seien kaum in Verwendung. Auf der anderen Seite bewerten Fahrer die innerortsliegenden Stellplätze schlecht. Es fehle an Duschmöglichkeiten, die Beschilderung sei mangelhaft und die Sanitäranlagen nicht optimal ausgestattet. Gleichzeitig wird die ungenaue Disposition durch Kunden und Auftraggeber als Grund für Wartezeiten genannt. Ein Großteil der Fahrer muss bis zu 120 Minuten warten, bis sie die Laderampen anfahren können, rund ein Drittel wartet weniger als 60 Minuten.
Darüber hinaus ist das Frachtdiebstahl-Risiko in Hinblick auf die Parkplatzsituation gestiegen. Wie die Studie darstellt, raten die Versicherungen inzwischen sogar vom Ansteuern bestimmter Stellplätze ab. Darunter Parkplätze in Duisburg, Moers, Wesel und an der Grenze zu den Niederlanden bei Venlo. Schätzungen der Versicherungsbranche zufolge, kommen jedes Jahr rund 300 Millionen Euro Schaden durch Ladungsdiebstähle zusammen. Aufgrund des geringeren Risikos, wird das Parken auf privaten Autohöfen oder dem Betriebsgelände der Geschäftspartner empfohlen. Unternehmenseigene Lösungen werden von einigen Verladern bereits umgesetzt. Wegen Genehmigungsverfahren und langer Planungszeiten sind derartige Vorhaben bei der öffentlichen Hand zeitaufwendig.
Handlungsbedarf deckt die Studie seitens der Beschilderung entlang der Autobahnen auf. Die Anforderungen, die an sichere Parkplätze durch Hersteller von exklusiven Produkten wie Kosmetika oder Tabakwaren gestellt werden, seien hoch. Stattdessen hätten Verlader aus anderen Branchen, dessen Transportwege kurz sind und kein besonderes Diebstahlziel darstellen, weniger Bedarf.
Mögliche Maßnahmen gegen den Stellplatzmangel
Die Studie schlägt Parkleitsysteme, Shared-Parking, Stellplatzfreigabe in Spitzenzeiten, Kompaktparken und den Neu- sowie Ausbau von Rastplätzen als potenzielle Lösungen vor. Die Unternehmen seien gleichermaßen gefordert und müssten Stellplätze auf ihrem Betriebsgelände ergänzen. Bei den Kommunen stellt die Studie einen Mangel an Stellflächen fest, die sich als Lkw-Parkplätze eignen. Freie Flächen werden meist für produktivere Zwecke eingesetzt. Private Betreiber für Lkw-Stellplätze setzen gewisse Faktoren für einen wirtschaftlichen Betrieb voraus, darunter eine angemessene Nachfrage.
Rotterdam als Vorbild
Ein positives Beispiel gibt das Hafengebiet in Rotterdam ab. Während 620 Lkw-Parkplätze auf vier Autohöfen verfügbar sind, wird das Abstellen an der Hafenstraße eingeschränkt. Die Stadtpolizei kontrolliert das Nachtparkverbot und bestraft Falschparker mit Bußgeldern ab 90 Euro sowie bei Bedarf mit Abschleppen oder der Verwendung von Parkkrallen. Ein Pilotprojekt ist außerdem im Hamburger Hafen gestartet: Dort wird auf einem privat geführten Autohof in Hamburg Moorfleet auf Kompaktparken und telematisches Parkraummanagement gesetzt.