Stadtnahe Logistikzentren auf dem Vormarsch
Der E-Commerce Handel in Deutschland boomt mehr denn je. 2015 stieg der Onlinehandel der Bundesrepublik im Vergleich zum Vorjahr um 23,1 Prozent auf mehr als 52 Milliarden Euro. Laut Studie von RetailMeNot und Centre for Retail Research erreichte das Land damit das stärkste Wachstum gegenüber Ländern wie Schweden, Frankreich, Großbritannien oder die USA. 2016 prognostizieren Experten ein weiteres Plus von rund zehn Prozent und damit ein Umsatzvolumen von etwa 63 Milliarden Euro. Logistiker müssen aufgrund dieses Trends erhöhten Ansprüchen gerecht werden. Eine Lösung ist die innerstädtische Logistik.
Die Herausforderungen für Handel- und Logistikunternehmen steigen weiter. Um die erhöhte Nachfrage stemmen zu können, die sich im Bereich Internethandel deutlich abzeichnet, müssen Logistiker in erster Linie die Geschwindigkeit erhöhen, mit der Kunden beliefert werden. Denn umso schneller Lieferungen beim Konsumenten ankommen, desto wahrscheinlicher dessen Zufriedenheit. Die innerstädtische Logistik gewinnt diesbezüglich in Deutschland rasant an Bedeutung. Damit können Unternehmen Lieferservices wie Same-Hour-Delivery oder Same-Day-Delivery gewährleisten und sich einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.
Amazon und KEP-Dienste reagieren
Der Versandhändler Amazon hat vor Kurzem beispielsweise „Prime Now“ an den Start gebracht. Dabei handelt es sich um einen Schnelllieferservice, der Prime-Mitgliedern eine besonders schnelle Lieferung innerhalb einer Stunde präsentiert. Um dieses kurze Zeitfenster einzuhalten, greift Amazon auf kleine Warenverteilzentren in Innenstädten zurück. In Berlin und München ist Prime Now bereits verfügbar. Das neue Lager mit Innenstadtlage in München ist im Großraum der Metropole bereits der dritte logistische Standort. Angesichts der zunehmenden Nachfrage nach Same-Day- und Next-Day-Belieferung eröffnete der Internetriese in Olching bereits im November 2015 ein Verteilzentrum mit 7.500 Quadratmetern. Die Deutsche Post DHL reagiert ebenfalls und baut im Düsseldorfer Segro Business Park eine rund 7.600 Quadratmeter große mechanische Zustellbasis. „Mit dem steigenden Online-Handel wird die innerstädtische Logistik weiter wachsen und es entstehen neue Liefermodelle, die sich an den städtischen Herausforderungen orientieren. Verkehrsstaus, enge Straßen und strenge Umweltauflagen sind für Transportdienstleister nur einige von vielen Hürden, die bei der letzten Meile überwältigt werden müssen“, erklärt Head of Industrial & Logistics Germany bei Colliers International Peter Kunz.
Lebensmittelbranche profitiert von Wachstumspotenzial
Besonders groß ist das Wachstumspotenzial im Internethandel in der Lebensmittelbranche. Immer mehr Supermarktketten in Deutschland beliefern ihre Kundschaft bis zur Haustür. REWE gab bekannt, dass das Lager in Hürth, das für den Online-Lebensmittelhandel bestimmt ist, ins Stadtgebiet Niel in Köln verlagert wird. Die Kapazitäten sollen sich verdoppeln. Da die Logistikflächen-Nachfrage in Deutschland aufgrund der Entwicklungen massiv zunimmt, ist mit einer Verschärfung der Flächenknappheit zu rechnen. Die Preise für Bestandsimmobilien steigen bereits, weil das Angebot an neuen Logistikimmobilien trotz hoher Nachfrage beschränkt ist. Kunz fügt hinzu: „Hinsichtlich des knappen Flächenangebots sind Flexibilität und Kreativität gefordert, um die kleinteilige Logistik effektiv in die Großstädte integrieren zu können. Dies könnte zur Folge haben, dass eine Nachfrage nach ganz neuen Logistik- Immobilientypen entsteht. In Japan und Hongkong beispielsweise findet die Logistik mittlerweile in multifunktionalen und mehrstöckigen Logistikimmobilien statt. Ob sich das allerdings in Deutschland in der Form durchsetzt bleibt abzuwarten.“
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