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Hohe Zahl an Ladungsdiebstählen: Sichere Parkplätze gefordert

Nachrichten | 23.02.2017 | | Verkehr, Wirtschaft | Thema: , , ,

Der Autohof Uhrsleben an der A2 bei Magdeburg ist der erste deutsche Standort, der die Voraussetzungen des EU-Projekts Setpos erfüllt und den Titel „Sicherheitsparkplatz“ tragen darf. Ein 3,2 Meter hoher Zaun bestehend aus Nato-Draht, eine Schranke am Eingang, 16 Kameras sowie eine 24-Stunden-Überwachung durch Sicherheitspersonal prägen den Parkplatz. Aufgrund hoher Gebühren stockt der Ausbau derartiger Parkmöglichkeiten jedoch. Das neue Veda-Konzept macht dem im Frühjahr 2010 gestarteten Setpos Konkurrenz.

Auf dem Sicherheitsparkplatz am Autohof Uhrsleben haben rund 50 Lastkraftwagen Platz. Eine Registrierung beim Einfahren sowie eine Plombe, die an jedem Fahrzeug befestigt wird, sind Teil des Systems. 30 Euro pro Tag oder vier Euro stündlich, müssen die Fahrer für das Plus an Sicherheit zahlen. Das Mitglied der Tank-&-Rast-Gruppe Autohof Park Wörnitz an der A7 wirbt mit den identischen Leistungen, jedoch nur für 25 Lkws. Mit 3,5 Euro pro Stunde beziehungsweise 25 Euro pro Tag ist das Angebot hier etwas günstiger. Trotz der zusätzlichen Schutzmaßnahmen sind die beiden Standorte bislang die Einzigen mit Sicherheitsparkplatz.

Während die Sicherheitsparkplätze der Autohöfe Gau-Bickelheim (Mainz) und Holzland (Hermsdorfer Kreuz) wegen Insolvenzen der Privatbetreiber 2016 schließen mussten, wurden in anderen Ländern wie Sichere Parkplätze gefordertFrankreich oder Belgien lediglich einzelne Parkplätze für Lkws mit Setpos ausgebaut. Bei Preisen von bis zu 100 Euro für eine Nacht, sei diese Entwicklung laut Kritikern nicht verwunderlich. Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Autohöfe (Veda) Herbert Quabach kommt nach Gesprächen mit Speditionen zu folgendem Schluss: „Die Logistikwirtschaft wünscht Sicherheit zu bezahlbaren Preisen für maximal 10 EUR zusätzlich in der Nacht.“ Uhrsleben und Wörnitz mussten ihre Preise mehrfach senken, um den Kundenansprüchen gerecht zu werden.

Neues Veda-Konzept auf dem Vormarsch

Die Vereinigung Deutscher Autohöfe zeichnet Standorte, die insgesamt 18 Sicherheitskriterien gerecht werden, mit einem Zertifikat aus. Das neue Veda-Konzept findet unter anderem beim Bundesverband Güterverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) positiven Anklang. Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer Adolf Zobel erklärt: „Zur nachhaltigen Bekämpfung organisierter Kriminalität und zur Eindämmung von Gelegenheitsdelikten wie Treibstoffdiebstahl oder Planenschlitzen sind bereits einfache Sicherungsvorkehrungen sinnvoll.“ Mit Beleuchtung, Zäunen und, wenn möglich, Videoüberwachung könne dahingehend vorgebeugt werden. Doch Zobel äußert auch Kritik und erklärt, dass sichere Parkplätze nicht nur Sache privater Investoren seien, sondern auch im Verantwortungsbereich des Staates liegen würden. Aus diesem Grund wehrte der frühere Bundesbetrieb Tank & Rast bisher Forderungen nach Sicherheitsparkplätzen ab.

Dass sichere Parkplätze jedoch nötig sind, steht fest. Statistiken zufolge, werden in Deutschland jedes Jahr mehr als 1.500 Lkw-Ladungen gestohlen. Auch Dieseldiebstähle und weitere Delikte sorgen für Unmut. Besonders zugenommen haben die Forderungen nach Sicherheitsparkplätzen nach der Terrorfahrt in Berlin, bei der durch einen geklauten Lkw mehrere Menschen ums Leben kamen, die auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz zu Gast waren.

Veda Geschäftsführer Quabach bestätigt, dass es bei Logistikunternehmen bereits rote Listen gäbe, auf welche die Betriebe Standorte setzen, die durch kriminelle Vorkommnisse wie Frachtdiebstähle oder Schlägereien negativ auffallen. Entsprechend würden Lkw-Fahrer angewiesen sich auf derartigen Parkplätzen nur kurzzeitig aufzuhalten. Solche Anweisungen hätten Veda aufhorchen lassen.

Seit rund zwölf Monaten setzt sich Veda mit Premium-Parkplätzen auseinander. Die ersten drei Standorte wurden im März 2016 nach dem Konzept zertifiziert:

• Bad Rappenau (A7)
• Homburg-Efze (A6)
• Theeßen (A2)

Quabach betont, dass das Thema Lkw-Sicherheit von den 70 Veda-Mitgliedsbetrieben auch schon vor 2016 sehr präsent war. Zahlreiche Parkplätze von Autohöfen seien bereits damals von einer 24 Stunden Überwachung und Beleuchtung geprägt gewesen. Jetzt steht eine abgespeckte Version von Setpos im Fokus. Nach dem Veda-Konzept ausgerüstete Standorte sind beleuchtet, verfügen über gut einsehbare Parkflächen und werden videoüberwacht. Die Lkw-Parkzonen seien über Gräben oder Wälle vom Pkw-Bereich abgegrenzt. Laut Quabach sind weniger Schranken und Zäune unverzichtbar, sondern Sperren, die kleineren Lkws und Transportern die Zufahrt unmöglich machen. Denn genau derartige Fahrzeuge würden häufig zum Abtransportieren von gestohlenen Ladungen genutzt. Die Klassifizierung als „Premium“ gilt nicht nur für abgegrenzte Zonen, sondern für sämtliche Lkw-Parkplätze. Dies wurde auf Wunsch der Logistikwirtschaft entschieden, um die eindeutige Identifizierung von Fahrzeuge mit sensibler Beladung zu verhindern.

Die Investitionen pro Standort liegen bei rund 100.000 Euro. Derzeit verfügen 14 Veda-Mitglieder über Premium-Parkplätze. Im Laufe des Jahres sollen sechs weitere folgen. Mindestens 25 Standorte will man zertifizieren. Die üblichen Parkgebühren werden um bis zu sechs Euro pro Nacht steigen. Bislang scheint das Veda-Konzept aufzugehen, denn Vorfälle werden kaum gemeldet. Lediglich zu einem Dieseldiebstahl kam es beispielsweise bei der Euro-Rastpark-Gruppe, die von insgesamt 18 Standorten 7 als Premium-Parkplätze ausweist. Abzuwarten bleibt, ob damit der der Wunsch von Großspeditionen nach einem flächendeckenden Standortnetz erfüllt werden kann.

Diebstahlzahlen hoch: BAG-Markbericht legt Fakten offen

Laut aktueller Marktbeobachtung des Bundesamts für Güterverkehr (BAG) ist die Zahl der Lkw- und Ladungsdiebstähle weiterhin hoch. Computer, Laptops, Werkzeug, Baumaterial, Kleidung, Haushaltsgeräte und Möbel waren demnach im Jahr 2015 in Deutschland besonders beliebt unter Dieben. Größtenteils hat es sich laut BAG bei den zu verzeichnenden Diebstählen um Einbrüche gehandelt. Das Planenschlitzen sei die bevorzugte Vorgehensweise. Gleichzeitig ist das Unterschlagen von Ladung in Kombination mit Auftraggeber-Täuschung ein Thema. 1.605 Lkws kamen in Deutschland dauerhaft abhanden. Die Entwicklung im Bereich vollständiger Ladungsträger-Diebstähle schwankte zwischen 2006 und 2015. Mit 2.242 gestohlenen Fahrzeugen markiert das Jahr 2009 einen Höhepunkt.

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Quelle: Pressemitteilung/ Bild: pixabay

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