Ladungsdiebstähle im Fokus: Polizei startet Projekt Cargo
Am 1. Juli 2018 hat die Projektgruppe „Cargo“ mit ihrer Arbeit begonnen. Schwerpunkt der Projektarbeit, die im Verantwortungsbereich des Landeskriminalamts (LKA) von Sachsen-Anhalt liegt, ist die nachhaltige Bekämpfung von organisierter grenzüberschreitender Kriminalität im Bereich „Ladungsdiebstahl durch Planenschlitzen“. Das Projekt ist auf zwei Jahre angesetzt.
Vorerst haben sich die Bundesländer Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen angeschlossen. Gleiches gilt für internationale Partner wie Frankreich, Dänemark, Schweden, Tschechien, Polen und die Niederlande. Gefördert wird Cargo von der europäischen Polizeiorganisation Europol.
Schnell wiederverkäufliche Ware besonders gefährdet
Projektleiter Guido Sünnemann, der auch die Abteilung Organisierte Kriminalität beim LKA in Sachsen-Anhalt leitet, teilte mit, dass die Frachtbetriebe zu 80 Prozent aus einer grenznahen Region in Polen kommen. Laut Sünnemann haben sich die Kriminellen über mehrere Jahre spezialisiert und konzentrieren sich auf Ladungsdiebstähle durch Planenschlitzen. Die gestohlenen Waren gelangen mit Transporter über die Grenze. Insbesondere seien die Autobahnen 2, 7, 9, 14 und 38 betroffen. Waren, die sich schnell wiederverkaufen lassen, stehen im Fokus der Täter. Darunter Fahrzeugteile, Fahrzeugzubehör, Kosmetik, Schuhe, Textilien, Nahrungsmittel, Getränke und Unterhaltungselektronik.
Positive Reaktionen von Tapa, GDV und BGL
Ein Statement zum Projektstart des Vorsitzenden Transported Asset Protection Association (Tapa) in den Regionen Europa, Naher Osten und Afrika Thorsten Neumann: „Wir als Tapa freuen uns, dass es endlich ein Projekt gibt und unterstützen Guido Sünnemann und sein Team wo immer wir können. Wir arbeiten seit circa zwölf Monaten zusammen und die Passion von Guido Sünnemann in Sachen Ladungsdiebstahl ist extrem positiv. Das Wichtigste ist die länderübergreifende Zusammenarbeit und dass die Bundesregierung das Projekt unterstützt. Wir hoffen, dass Europol das Projekt ebenfalls auf die Prioritätenliste setzt. Am wichtigsten ist es jetzt zunächst, endlich ein echtes Lagebild zu bekommen. Hier steht die Tapa mit Rat und Tat zur Seite. Des Weiteren ist die eine Public-Private-Partnership entscheidend für den Erfolg. Nur gemeinsam können wir gegen die Organisierte Kriminalität gewinnen. Die Expertise der Industrie gepaart mit der Power von Guido Sünnemann und seinem Team kann und wird zum Erfolg führen.“
Auch der Experte für Transportversicherungen beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) Björn Kupfer kommentierte Cargo: „Geringes Entdeckungsrisiko und geringer Fahndungsdruck fördern Ladungsdiebstähle. Zudem haben wir es mit hoch professionellen international agierenden Tätergruppen zu tun. Daher ist die Ausrichtung des Projekts genau richtig: zentrale Erfassung der Daten, Erarbeitung eines Lagebilds, internationale Kooperation mit Polizeikräften und insbesondere die Bekämpfung der organisierten Kriminalität. Erfreulich ist, dass das Projekt damit Forderungen der ‚Arbeitsgemeinschaft Diebstahlprävention in Güterverkehr und Logistik‘ umsetzt. Die Prioritäten sollten zunächst auf der Erstellung des Lagebilds und dem Ausbau der internationalen Kooperation liegen. Weiter würden wir uns wünschen, dass in einem späteren Schritt auch das Phänomen ‚Phantomfrachtführer‘ und Diebstähle aus Lagereinrichtungen genauso professionell angegangen werden.“
Der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) Adolf Zobel: „Der BGL begrüßt es außerordentlich, dass sich das Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt federführend der Ladungsdiebstahlsproblematik entsprechend Maßnahme 1 h. des Aktionsplans Güterverkehr und Logistik annimmt, und dass dabei die Zusammenarbeit mit ausländischen Polizeibehörden gesucht wird. Da hinter den Diebstählen in der Regel international organisierte und grenzüberschreitend agierende Kriminelle stecken, sollte in der länderübergreifenden Zusammenarbeit und Koordination der Ermittlungsbehörde ein Schwerpunkt der ‚Projektgruppe Cargo‘ liegen.“
Fakten zum Ladungsdiebstahl in der Bundesrepublik:
• Allein 2016 wurden Waren im Wert von 1,3 Milliarden Euro gestohlen. 0,009 Prozent der Fahrten durch Lastkraftwagen waren betroffen. Das entspricht 25.700 Lkw.
• 68 Prozent der kriminellen Handlungen werden der Schadenklasse „0 bis 49.999 EUR“ zugeordnet (Durchschnitt: 2.795 Euro), 27 Prozent der Schadenklasse „50.000 bis 250.000 EUR“ (Durchschnitt: 103.450 Euro).
• Die Diebstähle verursachen durch Produktionsausfälle, Reparaturkosten, Umsatzeinbußen und Konventionalstrafen zusätzlich Schäden an der deutschen Wirtschaft in Höhe von 900 Millionen Euro.
• Durchschnittlich ereignet sich alle 20 Minuten ein Ladungsdiebstahl.