Folgen der Flüchtlingskrise – Warentransport wird teurer
Die Transportbranche leidet unter der chaotischen Flüchtlingssituation an Grenzübergängen. Auf die Ausdehnung der Abfertigungswartezeiten reagieren die ersten Speditionen mit Preisanpassungen im Warentransport.
In den vergangenen Wochen spitzt sich die Situation an diversen Grenzübergängen zu. Flüchtlinge aus Krisengebieten wie Syrien versuchen in europäische Länder zu gelangen. Lkw-Fahrer sind von der Situation unmittelbar betroffen. Sie sind mit verschärften Grenzkontrollen konfrontiert, die Warentransporte verzögern sich teilweise massiv. Besonders zwischen England und Kontinentaleuropa wird an den Grenzen verstärkt kontrolliert. Als Brennpunkte gelten derzeit die Landesgrenzen zu Ungarn, Österreich und Rumänien. Da die Speditionen aufgrund des Flüchtlingsstroms mit erhöhten Transportkosten zu kämpfen haben, erhöhen die ersten Unternehmen ihre Frachtpreise, um die Zusatzkosten auszugleichen. Demnach muss die Kundschaft für längere Wartezeiten zahlen. Eine Umfrage des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik hat ergeben, dass eine zunehmende Anzahl Spediteure der 40 Mitgliedsunternehmen bei Touren durch den Eurotunnel Aufschläge in Rechnung stellen. Die befragten Betriebe gaben als Grund die Wartezeiten und Verkehrsbehinderungen am Kanaltunnel an. Ausgelöst werden die Behinderungen von den Hafenbehörden. Sie schließen die Anlagen wenn Flüchtlinge vom französischen Calais versuchen durch den Tunnel zu gehen oder sich über Fahrzeuge den Zutritt verschaffen, um nach England zu reisen. Eine Preiserhöhung aufgrund von längeren Abfertigungszeiten ist auch bei Unternehmen zu beobachten, die mit Rumänien, Ungarn, Serbien oder Bulgarien im Grenzverkehr unterwegs sind.
Kettenreaktion belastet Endkunden
Die Preiserhöhungen kommen nicht von ungefähr: Die Grenzbehörden in Calais und Dover haben die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt, was im Lkw-Verkehr zu Verzögerungen führt. Auch Schäden an Ladungen und Fahrzeugen sind bereits vorgekommen, weil Flüchtlinge versuchen gewaltsam zur Ladung zu gelangen. Der erhöhte Aufwand löst eine Kettenreaktion aus. Die selbstständigen Fuhrunternehmen, die den Transport von zahlreichen Logistikunternehmen realisieren, fordern bei ihrer Kundschaft Zuschläge. Die Logistikunternehmen reichen die Kosten wiederum an ihre Kundschaft weiter, bis letztendlich auch der Endkunde mehr zahlt. Es wird nicht lange dauern bis beispielsweise die Lebensmitteltransporteure ihre Preise für den Einzelhändler anpassen, der seinerseits das Endprodukt teurer verkaufen muss. Die Auswirkungen betreffen zahlreiche Branchen.
Leiter des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik Gunnar Gburek: „Bislang sind es vereinzelte und oft auch nur die großen Speditionen, die von ihren Kunden Zuschläge für die Überfahrt per Lkw, Zug oder Fähre verlangen.“ Bedenken äußert ein Lobbyist: „Die Tatsache, dass nicht alle Anbieter etwas verlangen, lässt vermuten, dass manche die Situation nutzen, um eine Preiserhöhung durchzusetzen.“ Belege für die Mehrkosten gibt es oft nicht und die Zuschlagshöhe variiert. Die Preiserhöhungen liegen zwischen fünf und zehn Prozent. Gburek verlangt: “Deswegen muss eigentlich jede Belastung individuell verhandelt werden, ein pauschaler Aufpreis ist nicht gerechtfertigt.“
Während sich manche Unternehmen weigern die Route über Calais zu fahren, wälzen andere die dort entstehenden Kosten auf ihre Kunden ab. Andere Transporteure verzichten bislang auf Aufpreise. Betriebe aus baltischen Ländern sind dankbar für jeden Auftrag und können sich eine Preiserhöhung nicht leisten. Sie verlieren momentan bereits wichtige Aufträge aus dem Russlandgeschäft.
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