Lange Fahrstrecken und Ruhezeiten sinnvoll gestalten
So können Fernfahrer ihren Arbeitsalltag bereichern
Der Alltag von Fernfahrern wird bestimmt von einem stetigen Wechsel aus langen Stunden und unzähligen Kilometern auf der Autobahn und Ruhezeiten, in denen sie für die nächste Wegstrecke neue Energie tanken. Die Zeit in der Fahrerkabine kann ebenso lang werden, wie die Pausen auf dem Rastplatz. Auch wenn die Möglichkeiten sehr beschränkt erscheinen, gibt es überraschend vielseitige Beschäftigungen, mit denen Fernfahrer ihre Zeit am Steuer und die Ruhezeiten sinnvoll gestalten und damit ihren Arbeitsalltag bereichern können.
Am Sonntag stehen die Räder still
Die längsten Ruhepausen müssen Fernfahrer an Sonn- und Feiertagen überbrücken. Dann stehen nämlich von 0:00 Uhr bis 22:00 Uhr die Räder der schweren LKWs still. Hinzu kommt eine Vorgabe im Arbeitsrecht, nach der Fahrer an Wochenenden insgesamt eine Ruhezeit von bis zu 45 Stunden einhalten müssen.
Nur selten passen Ruhezeit und Standort so gut zusammen, dass eine Auszeit zu Hause möglich ist. Die meisten Fernfahrer verbringen ihre Pausen und die langen Stunden des Fahrverbotes auf dem Bock und auf dem Rastplatz. Dann wird die Fahrerkabine zum Wohnraum, voll ausgestattet mit Bett, Gasgrill und Fernseher. Doch Schlafen, Essen und Fernsehen ist längst nicht alles, was sich mit der Zeit jenseits der Autobahn anfangen lässt. Not macht erfinderisch, und so haben viele Fernfahrer längst liebgewonnene Routinen entwickelt, mit denen sie sowohl die Zeit auf der Straße als auch längere Ruhezeiten füllen können.
Die Ruhezeiten und den Feierabend entspannt gestalten
Das deutsche Arbeitsrecht hat klare Rahmenbedingungen festgelegt, nach denen LKW-Fahrer ihre Fahrt- und Pausenzeiten einteilen müssen. Die festgelegten Lenk- und Ruhezeiten gelten der Sicherheit im Straßenverkehr und sollen gewährleisten, dass Fahrer ausreichend Zeit zur Regeneration einplanen und nicht übermüdet am Steuer sitzen, wo sie eine Gefahr für sich und andere Verkehrsteilnehmer darstellen könnten.
Durch zahlreiche Ausnahmereglungen ist die Gesetzeslage komplex geworden. Grundsätzlich müssen Fahrer täglich eine Ruhezeit von mindestens 11 Stunden einhalten. In Ausnahmefällen darf diese auf 9 Stunden verkürzt werden. Auch eine Aufteilung der Gesamtruhezeit auf zwei Blockeinheiten ist je nach Ausnahmeregelung zulässig. Die Ruhezeit ist in einem Zeitraum von 24 Stunden zu nehmen. Während der Ruhezeit dürfen Fahrer keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen. Dazu zählt auch die Rufbereitschaft. Die Stunden der Ruhezeit stehen dem Fahrer zur freien Verfügung und sollen zur Entspannung und Regeneration genutzt werden.
Auch eine Wochenendruhezeit ist gesetzlich verankert. Hier müssen Fahrer innerhalb von 6 x 24 Stunden eine Ruhezeit von mindestens 45 Stunden einhalten, in denen sie ebenfalls keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen dürfen. Die Wochenendruhezeit soll nach Vorgaben des Gesetzgebers zusammenhängend genommen werden. Auch hier ist mit bestimmten Ausnahmeregelungen eine Verkürzung der Wochenendruhezeit möglich.
Aber was macht ein Fernfahrer mit 11 oder sogar 45 Stunden Ruhezeit, wenn es ihm aufgrund seines Standortes nicht möglich ist, die Zeit zu Hause zu verbringen? Zu den beliebtesten Beschäftigungsmöglichkeiten gehören sicher Entertainmentangebote wie Fernsehen und Gaming. Sie sorgen für Entspannung und können so manche Stunde füllen. Fahrer, die viel Zeit auf dem Bock verbringen, haben ihr rollendes Domizil meist gut ausgestattet. Dank tragbarer Fernseher, Tablet und Smartphone können sie nahezu die ganze Bandbreite des Entertainments nutzen. Bei vielen Fahrern stehen Streamingdienste mit einem umfangreichen Sportangebot hoch im Kurs. Wer zu Hause gerne Sport schaut, möchte darauf schließlich auch unterwegs nicht verzichten. Da das gemeinsame Schauen mit Freunden oder der Familie meist nicht möglich ist, machen einige Fahrer das Sporterlebnis durch gelegentliches Wetten interessanter. Vor allem die großen sportlichen Begegnungen sind bei Wettfans beliebt, weil Online-Anbieter hierfür meist auch die besten besten Bonus Codes im Angebot haben. Per App auf dem Smartphone oder Tablet ist eine Wette auch von unterwegs schnell und unkompliziert platziert und einige Anbieter stellen das Sportevent sogar auf der eigenen Homepage als kostenlosen Livestream zur Verfügung.
Streaming und Video on Demand bieten sich aufgrund unregelmäßiger Arbeitszeiten an. Die großen Rast- und Autohöfe bieten auch auf dem Parkplatz kostenloses WLAN an. Ansonsten sorgt ein TV- oder Internet-Stick für die richtige Verbindung. Wem Fernsehen und Spielen auf die Dauer zu langweilig wird, dem stehen auch weitere Gestaltungsmöglichkeiten für Ruhezeiten zur Verfügung, von denen sich manche sogar für lange Fahrtstrecken auf der Autobahn eignen.
Lange Fahrten für persönliche Weiterbildung nutzen
Sowohl für die Stunden auf der Autobahn als auch für Ruhezeiten sind zum Beispiel digitale Weiterbildungsmöglichkeiten geeignet. Es gibt zahlreiche Sprach- und Bildungsprogramme, die im Audioformat genutzt werden können und sich damit auch für die Arbeitszeit in der Fahrerkabine eignen.
Besonders beliebt sind Audio-Sprachkurse. Fernfahrer, die beruflich häufig im Ausland sind, können so während der Arbeitszeit wertvolle Sprachkenntnisse erwerben. Je nach gewähltem Kurs ist es sogar möglich, nach dem Abschluss einzelner Module ein entsprechendes Zertifikat als Zusatzqualifikation zu erwerben. Über Audio-Kurse lassen sich auch viele andere Wissens- und Interessensgebiete abdecken. Von Literatur über Wissenschaft und Medizin bis hin zu Themen wie Sport und Ernährung ist die Auswahl nahezu unbegrenzt.
Besonders interessant für Kraftfahrer ist auch das noch recht junge Konzept LogiAssist, das das BVWL NRW e.V. in enger Zusammenarbeit mit Partnern aus der Wirtschaft und dem Forschungssektor entwickelt hat. Mit diesem neuen Tool können Fahrer Aus- und Weiterbildungen per Audio-Vorlesung absolvieren und so die Lenk- und Ruhezeiten für ihre berufliche Entwicklung nutzen. Das Konzept trägt der Tatsache Rechnung, dass Kraftfahrer zwar gesetzlich dazu verpflichtet sind, sich in ihrem Berufszweig stetig weiterzubilden, gleichzeitig aber aufgrund von unregelmäßigen Arbeitszeiten und häufigen Standortwechseln kaum geregelte Seminare und Unterrichtseinheiten möglich sind. Über LogiAssist sollen wichtige Inhalte zur berufsbezogenen Aus- und Weiterbildung jederzeit online im Audioformat abrufbar sein und die Fahrer so in ihrem Berufsalltag begleiten können. Das Projekt LogiAssist wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) begleitet und gefördert.
Damit die Sicherheit am Steuer und die Konzentration beim Lernen während der Fahrt nicht beeinträchtigt werden, kommen in modernen Fahrzeugen komplexe Fahrerassistenzsysteme zum Einsatz.
Für ausreichend Bewegungsausgleich sorgen
Wer viele Stunden am Steuer verbringt, braucht einen Bewegungsausgleich, damit die Gesundheit nicht auf der Strecke bleibt. Die Ruhezeiten nutzen viele Fahrer deshalb auch für sportliche Betätigung. Bei manchen geht das Fahrrad mit auf Reisen und ist in langen Ruhezeiten der perfekte Begleiter für einen Ausflug in die Umgebung. Auch andere Sportgeräte wie Hanteln oder Gymnastikbänder finden Platz in der Fahrerkabine.
Natürlich ist es auch möglich, das regionale Sport- und Fitnessangebot zu nutzen und während der Ruhezeit einige Stunden im nächsten Fitnessstudio oder im Schwimmbad zu verbringen. Fahrer, die ihre Pausen gerne für den Sport nutzen und häufig in denselben Regionen unterwegs sind, gönnen sich vielleicht sogar eine Mitgliedschaft im örtlichen Sportverein oder im Fitnessstudio.
Wenn Reiseziel und Ruhezeiten weniger berechenbar sind, kann aber auch ein Spaziergang in der Umgebung viel dazu beitragen, trotz überwiegend sitzender Tätigkeit gesund und fit zu bleiben.
Die Freizeit für soziale Kontakte nutzen
Fernfahrer sind niemals allein auf der Straße oder auf dem Rastplatz. Insbesondere während der gesetzlichen Fahrverbote an Sonn- und Feiertagen trifft sich eine bunt gemischte Klientel an Berufsfahrern auf den großen Auto- und Rasthöfen. Hier bietet sich häufig auch die Gelegenheit, ein paar soziale Kontakte mit den Kollegen zu pflegen. Die Möglichkeiten reichen von einem kurzen Plausch bis hin zu gemeinsamen Koch- oder Grillabenden.
Allzu häufig kommt es allerdings nicht mehr zu derart geselligen Zusammenkünften. Viel zu eng getaktet sind inzwischen die Zeitpläne vieler Transportunternehmen, viele Fahrer stehen zunehmend unter Zeit- und Leistungsdruck. Außerdem müssen sich deutsche Fernfahrer meist an deutlich andere Zeitpläne halten als ihre ausländischen Kollegen, wodurch vor allem der internationale Austausch unter den Fahrern in den vergangenen Jahren nachgelassen hat.
„Früher war der Zusammenhalt unter den deutschen Fahrern viel größer, da hat man am Rastplatz auch mal gegrillt, ein Bierchen getrunken und stundenlang geklönt“, erzählt Klaus Niestroy im Gespräch mit der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. Der Dortmunder fährt seit 45 Jahren mit seinem LKW durch ganz Europa. „Das stark gestiegene Verkehrsaufkommen, der erhöhte Termindruck und der Schwund von Truckern mit deutschem Pass lassen solche Treffs kaum noch zu.
Bildquelle:
Abbildung 1: @ planet_fox (CCO-Lizenz) / pixabay.com
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