Fallstudie zu den Kosten von “Same Day Delivery”
Alles zu Kosten Spedition und Abwicklung
Das Ziel einer von der Interlogis-Consult GmbH durchgeführten Studie ist zum einen die tatsächlichen Kosten einer Same Day Zustellung zu entschlüsseln. Zum anderen ist die Frage zu klären, ab welcher Anzahl Empfänger bei steigender Nachfrage die tagesgleiche Belieferung in einem definierten Zeitfenster ökonomisch reizvoll wird. Der Markt für Same Day Zustellungen ist derzeit noch ein Nischenmarkt, da die Nachfrage recht gering ist. Allerdings macht es durchaus Sinn, sich mit der immer stärker aufkommenden Versandoption zu beschäftigen. Dabei geht es zum einen darum, Erfahrungen zu sammeln und zum anderen darum, mögliche Kundenverluste zu Anbietern zu verhindern, die diese Möglichkeit der tagesgleichen Zustellung als Differenzierungsmerkmal bereits im Onlineshop anbieten.
Die bisherigen Anbieter erheben zusätzliche Gebühren für Same Day Delivery in Höhe von etwa 15€ pro Zustellung, wenn es sich um ein reguläres Angebot und keine Marketing-Aktion handelt. Damit liegen die Anbieter in etwa im Bereich der Kosten, wenn man die Filialstruktur eines Online-Buchhandels unterstellt. Günstiger wird die Belieferung aus Sicht der Anbieter aufgrund des Effekts der Stoppkostendegression durch steigende Nachfrage. Schon eine Verdoppelung der Besteller könnte die Kosten nahezu halbieren. Im Vergleich dazu besitzt ein Versandhändler mit wenigen Distributionszentren über ganz Deutschland zunächst eine deutliche bessere Kostenposition. Die Kosten einer Same Day Delivery beginnen hier bei etwas über 8 €, sinken dann aber weniger stark als beim Filialisten. Bei einer entsprechenden Kooperation von kleinen Anbietern, wird sich selbst bei kleinen Mengen ein Kostenvorteil gegenüber dem Versandhändler ergeben.
Dabei ist es relativ unerheblich, wie viele Anbieter sich in einem geografisch fest eingeschränkten Gebiet mit ihrem Onlineshop beteiligen. Wichtig ist nur, dass die Bestellungen gebündelt werden können und es somit zu einer Sendungsverdichtung auf den einzelnen Empfänger beziehungsweise auf das einzelne Empfängergebiet kommt. Auch die Homogenität der Güter ist nicht relevant; Bücher können mit Sportartikel zusammengefasst werden, Mode mit Elektronik oder auch Spielwaren mit Kosmetik. Daher wird es für die kleineren Filialisten beim Aufbau eines „Bricks and Clicks“-Modells entscheidend darauf ankommen, sich in Kooperationen zu organisieren. Die Kooperation muss nicht unbedingt innerhalb der gleichen Branche geschlossen werden.
Stationärer Handel profitiert von Same Day Delivery
Der stationäre Handel wird sich nicht mehr vom Online-Handel differenzieren müssen, um zu überleben, sondern er wird durch Same Day Delivery sogar zum Treiber. Damit lassen sich nicht nur verlorene Marktanteile zurückgewinnen, sondern auch neue Kundestämme entwickeln. Der Vorteil einer Filiale vor Ort mit ausgiebiger Kundenberatung bleibt erhalten und wird kombiniert durch die Möglichkeit, weniger beratungsintensive Produkte sofort online zu bestellen und zu erhalten. Somit sollten vor allem kleinere Filialisten auf einen Onlineshop mit Same Day Option setzen. Selbst beim für den Online-Handel schwierigen Thema der Retouren könnte sich durch Same Day Delivery eine Entspannung ableiten lassen. So werden die viele Retouren dadurch veranlasst, weil Empfänger lange auf die bestellten Waren warten müssen. Ein Impulskäufer, der tagesgleich seine Bestellungen erhält, wird tendenziell weniger Retouren verursachen. Er wählt ja genau deshalb den schnellen Transport, weil er die Ware sofort will und wird sich nicht länger überlegen, ob es zum Kauf nicht noch weitere Alternativen gibt. Bei einer steigenden Menge an Nachfragern sinken die Kosten der Same Day Zustellung in einen Bereich, der einerseits für den Kunden einen akzeptablen Preis einer tagesgleichen Belieferung darstellt oder andererseits es dem Anbieter wert ist, diese Kosten selbst zu übernehmen, um sich damit Umsatzanteile zu sichern und auszubauen.
Der Autor
Andreas Klos studierte an der Universität Mannheim Betriebswirtschaftslehre mit denSchwerpunkten Logistik, insb. Verkehrsbetriebslehre sowie Wirtschaftsinformatik und Statistik. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf Optimierungsmodule wie Tourenplanung, Effizienzprogramme und Change-Management.
INTERLOGIS≡CONSULT
Die Partner der INTERLOGIS≡CONSULT arbeiten seit Jahren an Fragestellungen und Konzepten rund um die Logistik. Um die unterschiedlichen Fachleute unter einem Dach zu bündeln, wurde 2011 die INTERLOGIS≡CONSULT gegründet. Ihre Kompetenzbereiche umfassen Logistik Operations, Turnaround-Management sowie Kauf & Verkauf innerhalb der Transport- und Logistikbranche.
Webseite: http://www.interlogis-consult.de/
Weitere interessante Seiten:
EU-Gemeinschaftslizenz (EU-Lizenz)
Selbständig als Transportunternehmer
Kfz-Sachverständiger – Wann braucht man ihn?
Richtig kennzeichnen – warum Barcodes für Logistik und Transport so wichtig sind
10936 Aufrufe insgesamt, 0 Heute