Drohnen-Lieferservice “Marktschwalbe” nimmt Betrieb in Wusterhausen/Dosse auf
Vom Wochenmarkt direkt ins Dorf – Lieferdrohnen in der ländlichen Nahversorgung
Gemeinsame Pressemitteilung von Luftlabor, Gemeinde Wusterhausen/Dosse und Dronegy
Für den Dorfladen gibt es keine Nachfolge, der mobile Bäcker kommt immer seltener: Demographischer Wandel und sinkende Bevölkerungsdichte sorgen in vielen ländlichen Regionen dafür, dass sich der Aufwand für die eigene Nahversorgung immer weiter erhöht. Davon betroffen sind alle, insbesondere aber weniger mobile Gruppen – bspw. junge, ältere und jene Menschen ohne eigenes Auto. Wie die Versorgungs- und Lebensqualität auf dem Land zukünftig aufrechterhalten werden kann, ist daher eine zentrale gesellschaftliche Frage.
Vor diesem Hintergrund erprobt das Modell- und Demonstrationsvorhaben “Stadt-Land-Drohne” im brandenburgischen Wusterhausen/Dosse, ob zukünftig Lieferdrohnen einen Beitrag zur Verbesserung der Nahversorgung im ländlichen Raum leisten können. In Betrieb genommen wird dafür der Drohnen-Lieferservice “Marktschwalbe”, der die Händler auf dem Wochenmarkt der Kleinstadt mit drei abgelegenen Ortsteilen der Gemeinde verbindet.
Gemeinsam entwickeltes Betriebskonzept
Bestellt wird dabei niedrigschwellig über einen Online-Marktplatz oder bei Mitarbeitenden per Telefon. Abgeholt werden die kostenfrei gelieferten Marktprodukte in den bis zu 12 km entfernt liegenden Dörfern dann von zentralen Abholpunkten durch die Kund:innen selbst. Mit bis zu fünf einsetzbaren Lieferdrohnen und einer Transportkapazität von jeweils bis zu 3 kg soll damit ein ergänzendes Nahversorgungsangebot erprobt werden, das nicht nur die Lebensqualität für die rund 350 Menschen vor Ort erhöhen, sondern auch den lokalen Einzelhandel stärken soll.
Am 31. Mai wird dieses in seiner Art deutschlandweit größte Realexperiment feierlich eröffnet. Bevor der Service jedoch für alle Bürgerinnen und Bürger geöffnet wird, werden die Lieferungen zunächst gemeinsam mit interessierten Testhaushalten erprobt, berichtet Tobias Biehle vom Projektkoordinator Luftlabor: “Wir haben das Betriebskonzept gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern vor Ort entwickelt. Für einen verlässlichen und attraktiven Service werden wir jetzt sicherstellen, dass die kaufmännischen, logistischen und technischen Aspekte gut ineinander greifen.”
Fernüberwachung mittels Mobilfunk
Zu den technischen Aspekten zählt insbesondere die Fernüberwachung der Drohnenflüge, erklärt Sven Jürß vom Projektpartner und Drones-as-a-Service Anbieter Dronegy: “Wir haben in Deutschland rechtlich aktuell eine gute Situation, um die Potentiale von Transportdrohnen voll entfalten zu können.” Die Technik entwickle sich zudem rasant weiter und ermögliche immer größere Einsatzspektren, so der Drohnenpilot.
“Wichtige Voraussetzung für den sicheren Betrieb ist dabei die stabile Datenübertragung zwischen Kontrollraum und Drohne”, ergänzt Tim Müller, Geschäftsführer der wherever SIM GmbH. Das Unternehmen unterstützt das Vorhaben mit M2M-SIM-Karten, die den Zugang zu allen Mobilfunknetzen in Deutschland ermöglichen und damit entlang der langen Lieferstecken eine stabile Verbindung sichern.
Modellvorhaben für den ländlichen Raum
Aus Sicht der Bevölkerung befürworten aktuell knapp drei Viertel der Deutschen den Drohneneinsatz für Warenlieferungen im ländlichen Raum. “Mit der Marktschwalbe in Wusterhausen werden wertvolle Praxiserfahrungen gesammelt, ob und wie mit Drohnen die Nahversorgung in ländlichen Räumen verbessert werden kann. Unser Anspruch besteht darin, ein Modell zu entwickeln, von dem auch andere Kommunen profitieren können”, so Dr. Robin Kellermann vom Luftlabor.
Dass die Gemeinde Wusterhausen/Dosse dabei Pionierarbeit leistet, weiß auch Bürgermeister Philipp Schulz: “Wenn die Erfahrungen positiv sind, können wir perspektivisch noch weitere Ortsteile in das Liefernetzwerk aufnehmen. Gleichzeitig sind wir sehr offen, mit unseren Drohnen neue Wege für eine verbesserte kommunale Daseinsvorsorge zu erkunden.” In Frage kommen dabei unter anderem die Feuerwehr, der Bauhof oder örtliche Agrarbetriebe. Der Drohnen-Lieferservice wird zunächst bis Februar 2025 betrieben. Bereits während der Projektlaufzeit wird in Zusammenarbeit mit dem Landkreis eine Verstetigung geplant.
Stadt-Land-Drohne
“Stadt-Land-Drohne” ist ein Verbundprojekt der Gemeinde Wusterhausen/Dosse, dem technischen Partner Dronegy und dem Verbundkoordinator Luftlabor. Das Projekt wird im Rahmen der Maßnahme “LandVersorgt – Neue Wege zur Nahversorgung in ländlichen Räumen” des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) gefördert und zudem durch whereverSIM unterstützt.
Weitere Informationen zum Projekt Stadt-Land-Drohne: https://www.stadt-land-drohne.de/
Luftlabor:
Luftlabor ist Projektierer und Forschungsdienstleister für Vorhaben, die einen gemeinwohlorientierten Einsatz unbemannter Luftfahrtsysteme unterstützen. Wir teilen die Überzeugung, dass die Erschließung des unteren Luftraums durch Drohnenanwendungen nicht von Einzelinteressen geleitet, sondern das Ergebnis eines breiten Dialog- und Aushandlungsprozesses sein sollte.
Dronegy:
Als Anbieter von Drones as a Service (DaaS) bietet Dronegy maßgeschneiderte Drohnenlösungen für Industrie-Inspektionen, Transport und Logistik. Der Service umfasst alle Aspekte der Planung und Genehmigung, Flugdurchführung, Datenanalyse und Berichterstellung. Das erstklassige Betriebskonzept für unsere DaaS-Lösung bietet unseren Kunden eine zügige und kosteneffiziente Möglichkeit, interne Betriebsabläufe zu optimieren. – https://www.dronegy.de
Gemeinde Wusterhausen/Dosse:
Die Gemeinde sieht in der aktiven Erprobung innovativer Technologien einen zentralen Baustein, um dem demografischen Wandel zu begegnen. In Bezug auf Unbemannte Luftfahrtsysteme (UAS) nimmt Wusterhausen/Dosse dabei eine Vorreiterrolle ein. Bereits zuvor engagierte sie sich als Testbett für automatisiertes und vernetztes Fahren, um einen wirtschaftlichen ÖPNV zu unterstützen. – http://www.wusterhausen.de/
Kontakt
Luftlabor GbR Dr. Kellermann und Biehle
Dr. Robin Kellermann
Nymphenburger Straße 4
10825 Berlin
–
https://www.luftlabor.info
Die Bildrechte liegen bei dem Verfasser der Mitteilung.
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