Sicherheit in Logistik und Transport
Mit der zunehmenden Globalisierung und Digitalisierung in allen Bereichen des Lebens sind Logistiker in der Transportbranche in Sicherheitsfragen zunehmend besonders gefordert. Nicht nur sind die Transportleistungen gestiegen, auch die Kunden haben höhere Anforderungen. Zusätzlich steigen die gesetzlichen Hürden für Transportunternehmen. Diese Ursachen begründen ein erhöhtes Sicherheitsbedürfnis bei Logistikern. Gefahren und Problemlösungen für Logistiker sind daher das Thema dieses Beitrages.
Neue und alte Gefahren
Dass Kriminelle ein Auge auf die Transportbranche haben, ist nichts Neues. Besonders bei Straßentransporten suchen sie gezielt nach Schwachstellen in den Lieferketten, um die Ladung zu entwenden, was für alle Beteiligten zu erheblichen Ausfällen führen kann. Hunderttausende Euro Schaden entstehen so in Windeseile – ein profitables Geschäft für Kriminelle. Dabei fahren sie zweigleisig: Einerseits ganz klassisch, so wie beispielsweise in Niedersachsen, wo das Vorgehen zum wachsenden Problem wird. Diese schneiden dreist die Planen der LKW auf und nehmen mit einem herangeführten Kleinlaster alles mit, was ihnen wertvoll erscheint. Aber Ladungsdiebstahl ist kein deutsches Problem: Erst kürzlich wurden 28 Mitglieder einer Bande festgenommen, die überwiegend Kosmetika aus LKW in ganz Europa entwendet hatten. Egal, wie die Methode ist: Frachtdiebstahl wird in Europa, dem Nahen Osten und Afrika immer beliebter. Dabei schrecken die Täter auch nicht vor Gewalt an den Fahrern zurück. Selbst beim Schlafen sind Fernfahrer in den Ruhezeiten nicht sicher vor den Übergriffen. Schon jeder sechste europäische Fernfahrer ist zum Opfer geworden – dabei sind Ladungsdiebstahl und Diebstähle an den Fahrern selbst berücksichtigt. Der Schaden ist dabei riesig: 8,5 Milliarden Euro entstehen der Transportwirtschaft allein in der EU jährlich.
Weniger klassisch ist das Vorgehen, LKWs, die Pakete transportieren, bei Nachtfahrt auszurauben. Dabei nutzen die Kriminellen Stellen, an denen die Fahrer langsamer fahren müssen, so etwa Baustellen, um sich zu bereichern. Auf jeden Fall ist im Bereich der Kriminalität in Sachen Logistik das Maß an Organisation erheblich angestiegen. Zu oft kommen Delikte in diesem Bereich ohne Zutun der Logistiker eher zufällig heraus.
Die Digitalisierung der Kriminalität
Auch wenn es vielen Logistik-Unternehmern unangenehm ist: Auch jenseits typischer Bandenmuster nimmt die Kriminalität in der Branche zu. Ungeniert nutzen Betrüger das Internet. Mit erfundenen oder gefälschten Identitäten und Konzessionen versuchen Betrüger, über Frachtbörsen als seriöse Anbieter aufzutreten.
Aber nicht nur auf diesem Weg nutzen die Täter die neuen Möglichkeiten: Sie nutzen Sicherheitslücken in den Firewalls der Firmen aus, entdecken unsicher verschlüsselte Daten, hacken sich in die oft zu schlecht passwortgeschützten Rechner der Betriebe ein und erfahren so Interna, die ihnen beim kriminellen Handwerk helfen. Selbst wenn Banden, die Überfälle planen, keine eigenen Cyberfachleute haben: Das Geschäft mit gestohlenen Daten boomt auf dem Schwarzmarkt. Es kommt aber auch vor, dass ein Insider Tipps gibt. Unabhängig von der Ursache für das Datenleck: Stellen Sie sich vor, die Kriminellen wüssten über alle anstehenden Lieferungen der nächsten Wochen Bescheid. Ein Albtraum, selbst dann, wenn der Einbruch ins hauseigene Netzwerk rechtzeitig auffällt, denn alles muss neu in Planung gehen.
Prävention schützt Logistiker
Das oberste Gebot für jeden Logistiker ist die Prävention. 36 % der Delikte bei externen Tätern sind unzureichendem Risikomanagement geschuldet. Versuchen Sie also, Schwächen in der Supply Chain aufzudecken und zu schließen. Schulen Sie Ihre Fernfahrer und alle Mitarbeiter des Unternehmens. Planen Sie zudem neben der grundsätzlichen Schulung Weiterbildungen ein, denn Kriminalität entwickelt sich rasend schnell, sodass die Unternehmen Schritt halten müssen. Halten Sie sie dazu an, LKW niemals völlig unbeobachtet auf dem Rastplatz stehen zu lassen. Fernfahrer sollten beim Antreffen von fremden Personen niemals Zielort oder Ladungsinformationen preisgeben – wer nur ihre Bekanntschaft machen will, findet andere Wege. Kommt ihnen dabei eine Person verdächtig vor, sollten sie die entsprechenden Vertrauenspersonen oder die Polizei kontaktieren. Das Kontrollieren der Ladung sollte besonders nach längeren Aufenthalten an Raststätten zur absoluten Routine gehören.
Achten Sie schon bei der Einstellung von Personal auf Vertrauenswürdigkeit. Wer vorher mehr investiert, weiß diese Entscheidung oft zu schätzen. Lassen Sie sich auf unseriöse Angebote nicht ein und prüfen Sie Geschäftspartner und Dienstleister gründlich. Denn bei Diebstählen wird die Ware oft so schnell umgesetzt, dass ein Nachvollziehen des Verbleibs unmöglich wird – gleiches gilt für LKW. Nichtsdestotrotz sollten Transportunternehmer, denen Waren oder LKW gestohlen wurden, die Delikte stets melden, unter anderem, damit die Polizei die Gelegenheit hat, Muster zu erkennen.
Wenn Technik den Unterschied macht
Deshalb lohnt es sich, in die richtige Technik zu investieren. Mit dieser können Touren in Echtzeit per GPS getrackt werden – so verschwindet keine Ladung mehr. Wird das Fahrzeug dennoch gestohlen und das GPS ausgestellt, lassen sich mit den modernen Systemen trotzdem ungefähre Hinweise darauf ermitteln, wo sich das Fahrzeug befindet. Für die Polizei ist dies eine entscheidende Mithilfe! Per Knopfdruck kann bei einem Fahrzeugdiebstahl sogar das Weiterfahren unterbunden werden – eine SMS des Logistikers genügt. Auch eine Videoüberwachung des Laderaums könnte sich als nützlich erweisen.
Solche Tools kosten natürlich Geld, können aber Ladungen retten und sogar potenzielle Täter abschrecken.
Risikominimierung statt Verhinderung
Verhindern lassen sich solche Delikte grundsätzlich nicht. Allerdings können die vorgestellten prophylaktischen Maßnahmen das Risiko minimieren und so Personen- und Sachschäden vorbeugen.
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